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Deutung einer Bilderserie

 

Der erste Zyklus einer Ausbildung zum Farbdialog-Therapeuten ist nach drei intensiven Jahren zu Ende gegangen. Die erste Generation von Farbdialog-Therapeuten steht damit in den Startlöchern einer beruflichen Tätigkeit oder auch privaten Nutzung für die eigene Entwicklung.

Hier mein Bericht als einer der Leiter der Ausbildung:

  • Das Kernstück der Ausbildung war der gemeinsame Gruppen-Farbdialog, der auch als Lehrtherapie fungierte. Jede der vier Gruppen (zu je 6 bzw. 7 Teilnehmern) malte ca. 25 Gruppen-Bilder. Wunderschön war so die Entwicklung der Gruppe, an der der Einzelne teil hatte dokumentiert. Von einfachen Bildern über chaotische bis zu farblich höchst intensiven und integrierten Bildern war eine Linie zu sehen. An einigen Bildern ist mehr als gut zu sehen was "Integration" heißen kann, wie eine Gruppe nach vielen Bildern mit Farbschlachten plötzlich zu einem Entwicklungssprung fähig ist und ein Bild wie aus einem Guss und doch farblich und er Form nach hochkomplex malen kann–machbar ist so etwas nicht. (Wir versuchen einigen Bilder hier abzubilden). Es war für mich und Ruth auch eine große Freude zu sehen, dass bei vielen Teilnehmern bedeutsame und sichtbare Entwicklungen stattfanden, im persönlichen wie im fachlichen Bereich, dass Teilnehmer, bei denen wir anfangs Bedenken hatten, ob sie wohl mit der Ausbildung etwas würden anfangen können, zum Schluss zu den Ersten gehörten, die den Farbdialog anwendeten und durchaus erfolgreich praktizierten.

  • Für die persönliche Entwicklung war auch die Führung eines Traumbuches und das Lebensmärchen, d.h. das Aufschreiben des eigenen Lebens im Stil eines Märchens sehr fruchtbar. Es wurden zum Teil erstaunliche inhaltliche und – ja – schriftstellerische Leistungen erbracht, die dann gedeutet wurden. Zusammen mit der Deutung von Mythen wurde hier ein tieferes Verständnis von Symbolen, ihrer Deutung und Wirkung erörtert.

  • In einer Reihe von fundierten Vorträgen versuchte ich klarzulegen, was Symbole sind, wie sie wirken und was Symboltherapie ist, die der Farbdialog ja darstellt.

  • Gerade für Teilnehmer, die schon als Kunsttherapeuten, als Heilpraktiker oder als astrologische Therapeuten tätig sind, ergab sich hier eine fundierte Ergänzung. Praktische Anweisungen, wie mit Klienten sinnvoll zu malen ist, ergänzten diese Erfahrung.

  • Die drei Jahre, mit 12 Wochenenden, je Quartal ein Weekend, brachten zu große Pausen. Es brauchte manchmal viel Zeit wieder anzuknüpfen an den laufenden Prozess. Wir werden deshalb den nächsten Zyklus auf zwei Jahre verkürzen und auf 10 Wochenenden komprimieren, um einen dichteren Prozess zu ermöglichen.

Die oben erwähnten zertifizierten FD-Ausgebildeten kann ich empfehlen für die persönliche Inanspruchnahme, sei es zur Beratung, Begleitung auf dem eigenen Entwicklungsweg oder zum Kennenlernen des Farbdialoges. Er kann übrigens auch in Gruppen, Schulen, Firmen etc. als interessante Demonstration vorgeführt werden und bietet neue Möglichkeiten des Coachings/Supervision.Im März 2006 hat ein neuer Ausbildungszyklus zum Farbdialog-Therapeuten begonnen.

 

Erläuterung von Bildern

Bild 1, Gruppe 2, Deutung:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Dies ist ein typisches Anfängerbild, ein erstes Bild. Die Teilnehmer haben noch Mühe, die Farben mit den Wachsmalkreiden intensiv auf das Blatt aufzutragen. Es herrscht das typische Chaos des Anfang, der Schöpfung. Ein Gruppengeist, ein Gruppenunbewußtes muss erst entstehen. So sehen wir verschiedene Kreise, Versuche "Ich" zu sagen und sich zu manifestieren. Ebenso sehen wir geschwungene Linien, "Straßen", also Wege, die man gehen kann, von A nach B. Da das Blatt unsere ganze Welt symbolisiert, heißt das "auf die Reise gehen", Erfahrungen machen. Aber die Vorschläge gehen noch unkoordiniert durcheinander.

Bild 2, Gruppe 2, Deutung:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Dieses Bild kommt als letztes (drittes) des ersten Wochenendes. Die Intensität der Farben ist jetzt voll ausgeprägt, sie leuchten und wirken damit auf die Psyche der Malenden (oder auch Betrachter). In der Mitte des Bildes entstehen hier zwei ausgeprägte Kreise, die von jeweils mehreren Teilnehmern gemalt wurden und von den anderen nicht übermalt (was immer einfach möglich wäre). Das Thema heißt also, man darf "Ich€ sagen, ein eigenes Zentrum sein, die Gruppe akzeptiert das "Prinzip Individualität". Die eher helle Farbe des linken Kreises und die dunkle blaue des rechten Kreises können dabei durchaus für weiblich und männlich stehen.

Bild 3, Gruppe 2, Deutung:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 




Dieses Bild ist das 6. der Serie (am 2. Wochenende). Es ist das erste wirkliche integrierte Gruppenbild. Hier ist eine Intensität des Malens erreicht, die optimal ist. Und es entsteht erstmals ein "Thema aus einem Guss", alle Gruppenteilnehmer malen an einem gemeinsamen Thema, es gibt auf diesem Bild keinen Dissens, kein Durchstreichen, Übermalen etc. Hier geht es jetzt nicht um Kämpfen (was in anderem Zusammenhang durchaus wichtig sein mag), sondern um die Fähigkeit eine Gruppenharmonie im gemeinsamen Gestalten zu manifestieren. Dabei wählt die Gruppe (oder das Gruppenunbewußte)das Thema "Pflanze" bzw. "Wachstum". Auf jedem Bild lässt sich ja das Häusersystem auftragen, AC links, DC rechts, IC unten, MC oben und damit die 12 Häuser. So liegen hier die Wurzeln der wachsenden Pflanze im 2. Haus (links unten). Es geht also darum mit Hilfe der eigenen Fähigkeiten, des eigenen Besitzes zu wachsen, sich zu entfalten. Die Entfaltung strebt dabei nach rechts, in den Kontaktbereich (DC) und nach oben, in den dritten Quadranten ("Bewußtes Du"). Die helle orange Farbe strebt dabei bes. in das 9. Haus: eigenes Denken ist gefordert. Dabei steht das Pflanzensymbol immer für organisches Wachstum, das sich Zeit nimmt. Eine wunderbare gemeinsame Gestaltung.

Bild 4:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Dies ist das siebte Bild der Serie. Hier ist wieder ein Entwicklungssprung sichtbar (wenn man den ganzen Bilderzyklus vor sich liegen hat). Die intensiven Farben füllen flächig große Räume, so dass ein besonders leuchtendes Bild entsteht. Das Bild wirkt einheitlich, hoch integriert, die Gruppe hat inzwischen eine ausgefeilte Maltechnik entwickelt. (Versuchen Sie mal ein ähnlich intensives Bild zu malen). Dabei zeigen sich zwei Themen. Das erste ist, dass eine Art Boden (tragende Erde)in leuchtendem Orange ausgemalt ist. Orange ist die Farbe von Lust, Leben, Antrieb. Das Leben soll also auf einer Basis von Vitalität ablaufen und lustvoll sein. Das zweite Thema ist der grün-blaue Kelch, der sich von oben (Bereich des 10. Hauses) nach unten erstreckt. Der Boden des Kelches öffnet sich zum orangenen Grund hin. Am Boden des Gefäßes/Kelches wird ein Kreis gemalt. Dieses Thema kommt oft vor: In einer schützenden Hülle wächst, entwickelt sich ein Wesen/Ich (wie in einem Uterus). Hier beginnt sich der Schutzraum bereits zu öffnen, das "Kind" wird in die Welt entlassen, in der es recht lebensfroh und vital zu geht (orange). Und dieses Thema wird mit hoher Einheitlichkeit in der Gruppe durchgehalten.

Bild 5:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dies ist das 10. Bild in der Serie, am 4. Wochenende gemalt. (Wie gesagt greifen wir besondere Bilder heraus). Dieses Bild versucht ein besonders wichtiges Thema darzustellen: Die Intergration der Gegensätze. Den Gegensatz bildet hier das (astrologische) fixe Kreuz. Der gesamte Hintergrund des Bildes "fließt" in Richtung der 11-5-Achse. Dabei fällt der helle, orange Streifen ins Auge. Aber auch die eher dunkleren Farben links und rechts davon ordnen sich letztlich in der Diagonalen "links oben nach rechts" unten an. Da sich die hellen Farben zum 5. Haus hin öffnen, ist es ein Weg ins Leben hinein, zu Abenteuer, Experimenten etc. Aber dann gibt es die kreuzende Linie von links unten nach rechts oben (2-8-Achse). Zunächst erscheint sie einfach drüber gemalt. Aber dann wird sie doch in das Bild integriert, aufgenommen, nicht übermalt. Im achten Haus fließen die Farben ineinander, dort verschmelzen die beiden Achsen. Im Hintergrund wird also die 11-5-Achse thematisiert, und die kreuzende Achse im Vordergrund soll die Lösung bringen, das Thema ganzheitlich darstellen–so kennen wir das auch aus der Astrologie. Dabei sind besonders das fünfte und das achte Haus farblich akzentuiert: Leben und Risiko (5.) versus Ordnung und nötige Adaption (8.)

Bild 6:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dies ist das letzte Bild der Gruppe, das 24. Bild am 12. Wochenende. Alle Bilder, die im Bewusstsein, das es um ein Abschlussbild geht, gemalt wurden, sind besonders. Sie beschließen eine dreijährige intensive Auseinandersetzung und Entwicklung. Auch dieses Bild weist einen hohen Intensitäts- und Integrationsgrad auf, sowohl farblich wie auch in der formalen Gestaltung. Das Bild weist einen Mittelpunkt auf, ein gemeinsames Zentrum, das sich dadurch bildet, dass die meisten Farben von dort wegstreben, aber dort beginnen. Vor allem nach rechts erstrecken sich die vitalen Kontaktfarben, links stehen eher die violetten, die Farben des Rückzugs und der Reflexion. Man kann das Bild auch wie eine Blüte sehen, die sich geöffnet, entfaltet hat. Es ist eines jener Bilder, die ich mir zu hause aufhängen würde, um sie oft anzuschauen. Dies hätte wohl auch eine therapeutische Wirkung: das Bild stellt eine gültige, archetypische Ordnung dar, von Wachstum, Sich-Ausbreiten.

P.S.: Alle Bilder haben noch viel mehr und komplexere Dimensionen, die wir hier nicht thematisieren können. Die ausführliche Deutung eines ganzen Gruppenprozesses von ca. 24 Bildern dauerte ca. 2 Stunden im Gespräch und Dialog.

 

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